Gemeinsam handeln zum Wohl der Kinder

Bildung

BLLV und SPD sind sich einig: Bayern hinkt in bei der Schulentwicklung hinterher

„Was passiert mit den Schulen vor Ort?“ Das sei die drängende Frage aller Kommunalpolitiker, die in den letzten Jahren in den Gemeinden viel Geld in gut ausgestattete Schulgebäude investiert haben. „Und jetzt brechen ihnen die Schülerzahlen weg und viele Hauptschulen stehen auf der Kippe’“, beklagte Fraktionsvorsitzende Ruth Müller. Gleichzeitig erweitere der Landkreis reihum seine Realschulen; irgendwo werde immer gebaut. Auch diese Investitionen bezahlten die Gemeinden über die Kreisumlage zum Teil mit. Niemand wisse derzeit, wohin die schulpolitische Reise gehe. Und so seien die Politiker vor Ort und im Landkreis gezwungen, auf der Basis halbherziger Schulversuche und schwammiger Prognosen handfeste Entscheidungen zu treffen, die den Steuerzahlern Millionenbeträge kosteten. So sei auch die Ablehnung eines weiteren Landkreis-Gymnasiums im Kern ein Misstrauensvotum für die bayerische Schulpolitik.

Fritz Wenzl, der Kreisvorsitzende des Bayerischen Lehrer und Lehrerinnenverbandes (BLLV) drückte seine Forderungen drastisch aus: „Es geht um mehr als um Strukturen, nämlich um eine zeitgemäße Bildung um einen pädagogischen Lern- und Leistungsbegriff.“ Man müsse die Kinder in ihrer Gesamtheit sehen und dürfe Zehnjährige nicht auf Grund von zwei oder drei Noten selektieren und auf verschiedene Schularten verteilen. Ziel der Grundschule sei die Förderung aller Kinder und nicht das Trimmen auf den Übertritt an eine weiterführende Schule. Diese reduzierte Sichtweise sei pädagogisch unverantwortlich und nicht kindgerecht. In dem momentanen Verteilungskampf müsse es zwangsläufig Verlierer geben. Dies seien zu einen Kinder aus so genannten bildungsfernen Schichten und die Hauptschulen in ihrer jetzigen Form. Der BLLV fordere daher ein gemeinsames längeres Lernen aller Kinder. Dies dürfe allerdings nicht mit einer Verlängerung der Grundschule verwechselt werden. Weshalb die frühe Selektion erfolge, sei ihm nicht klar, denn der erfolgreichste Schultyp in Bayern widerspreche dieser Auslese: Obwohl in der Grundschule die Kinder aus allen Bevölkerungsschichten und mit fast allen Fähigkeiten versammelt seien, werde dieser Schultyp allgemein anerkannt und arbeite äußerst erfolgreich.

„Werkrealschule als Königsweg“

Deshalb müsse die regionale Schulentwicklung vor Ort nachhaltig gefördert werden. Sonst finde Bildung in absehbarer Zeit nur noch in der Stadt statt. Gewinnen könnten von einer solchen Entwicklung nur die Busunternehmer. Sinnvoller sei es vielmehr, das Lehrpersonal zu den Kindern zu bringen, damit Gemeinden kulturell nicht veröden. Ein Lösungsvorschlag hierfür könne die so genannte Regionalschule sein oder eine Art Werkrealschule, wie sie Baden-Württemberg nun auf den Weg bringt. Auch Handel und Gewerbebetriebe vor Ort hätten an diesen Strukturen ein reges Interesse, den Berufsnachwuchs in der eigenen Region zu gewinnen. Um jedoch mit neuen Strukturen Erfolg zu haben, sei es wichtig, nicht von München aus die Schullandschaft in ganz Bayern reglementieren zu wollen. Vielmehr sollten die Verantwortlichen vor Ort in die Ausarbeitung differenzierter Modelle eingebunden werden. Dabei könne es sich durchaus erweisen, dass sogar im Landkreis Landshut in unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Schulangebote sinnvoll seien. Es gehe darum, ein zeitgemäßes Schul- und Bildungsangebot anzustreben, dass sich an pädagogischen Erkenntnissen und an den Bedürfnissen unserer Gesellschaft orientiert.

Stellvertretende Landrätin Christel Engelhard bezeichnete die Auffassungen des BLLV als überzeugend. Man werde sich aktiv für deren Verwirklichung einsetzen. Dafür sollte ein Netzwerk aufgebaut werden. Fraktionssprecherin Ruth Müller erneuerte in diesem Zusammenhang den Wunsch nach einer Bildungskonferenz im Landkreis Landshut. Die relevanten Gruppen, aus den Schulen, der Wirtschaft, der Elternschaft, den Gemeinden und dem Kreistag müssten sich an einem Runden Tisch zusammenfinden und die bestmöglichsten Bildungsmodelle in den einzelnen Landkreisteilen besprechen. Die SPD werde sich bemühen, eine solche Konferenz auf den Weg zu bringen.

 

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